unplugged.at: text #58 / martin krusche / portraits

(Kommunales, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Sepp Kriendlhofer / Liegenschaftsverwaltung
Von Martin Krusche

"Wir waren sieben aus Gleisdorf, die dort gelernt haben", sagt der vormalige Stahlbauschlosser, meint die Firma Binder, damals noch mit Standort Graz. Aus diesen Jahren hat er sich den Satz eines Meisters in seine spätere Arbeitswelt mitgenommen: "Arbeite so genau, wie es geht. Ungenau wird’s eh von selber."

Josef Kriendlhofer, 1945 geboren und seit 48 in Gleisdorf zuhause, war als Bub leidenschaftlich an der Raab, der Gliederwehr und im Stadtpark unterwegs. "Das waren unsere Spielplätze, keine Zäune, Natur pur ..." Als Jugendlicher hing er am Eisstockschießen und vor allem am Fußball. "Mit 18, 19 Jahren in der Kampfmannschaft, da war zwei-, bis dreimal die Woche Training." Er spielte Trompete in der Stadtkapelle und war einige Zeit deren "Stabführer". Dem Fußballsport blieb er als Schiedsrichter erhalten.

txt58_kriendlhofer.jpg (25380 Byte)

Diese kleine Skizze beinhaltet die wesentlichen und kontrastreichen Punkte, aus denen er die Grundlage für seine spätere Laufbahn bezog. Denn 1968, als das Gleisdorfer Wellenbad eröffnet wurde, begann am 1. Mai sein Dienst bei der Stadtgemeinde. "Das hat gedauert, bis im neuen Bad alles funktionell und gemütlich war." In einer Begegnungsstätte für die ganze Region. Da mußte einem viel einfallen, man war Ansprechperson für alles. Kriendlhofer sagt, er habe Hobby und Beruf verbinden können. Als Bademeister arbeitete er acht Saisonen. 1976 wechselte er in Rathaus, um den Bereich "Haus- und Liegenschaftsverwaltung" zu übernehmen. Man sieht ihm die Freude an, daß sein Dienst mit dem ersten Wellenbad der Stadt begann und nun, mit der Übergabe des neuen, wieder an einem 1. Mai den Abschluß findet. Dazwischen oblag ihm die Verantwortung für die Sportstätten und die Schulen der Stadt.

Kriendlhofers Orientierung: "Das zu erhalten, was die Gemeinde besitzt. Daß es so bleibt, wie du es gekriegt hast." Das mußten freilich auch die Mitarbeiter so angehen, betont er, der Schul- und der Platzwart, der Hallen- und der Bademeister ... "Wenn man immer am Ball bleibt, kommt nie zu viel auf einmal auf einen zu." Was ja recht einfach klingt, aber ein hoch komplexes System von Einrichtungen meint, die jeweils sehr stark frequentiert, also abgenutzt werden. "Wir haben recht geschickte Leute, die sich engagieren", sagt Kriendlhofer. Man müsse sich auf die Leute verlassen können. Das heißt speziell im Saisonbetrieb, die Belegschaft wird oft außerhalb des Dienstplanes gebraucht, da dürfe man nicht immer auf die Uhr schauen.

Hier klingt schon an, was ihm unverzichtbar erscheint. Engagement für die Gemeinschaft. "Du mußt eine Freude haben", sagt er, weiß aber auch die Bedingungen dafür. Daß man sich frei bewegen könne, sich dabei auch selbst entfalten, daß man einbringen dürfe, was man sich denkt. So würde eben Identifikation entstehen. "Da ist es lustig zu arbeiten, wenn du freie Hand hast." Dafür muß aber auch alles klappen, müssen die Ergebnisse stimmen. Das dankt Kriendlhofer den Bürgermeistern und dem Gemeinderat, sagt er, da sei nicht einfach angeschafft worden, sondern ein gutes Arbeitsklima entstanden.

Dem stellt er jedoch gegenüber: "Chef ist Chef, Dienst ist Dienst und Schnaps ist Schnaps." Was meint: klare Strukturen, klare Bedingungen. Das hat sich für ihn im Sport und in der Arbeit gleichermaßen bewährt. Seine langjährigen Erfahrungen als Schiedsrichter auf dem Fußballfeld bewertet er dabei hoch. Zu lernen, wie man mit Menschen umgeht. Kriendlhofer: "Wenn du von wem was verlangen willst, mußt du das vorleben."

Sein Engagement drückt sich wohl sehr stark in diesem unaufdringlichen Satz aus, der nicht vom Stolz des Besitzens handelt, sondern davon, daß die Dinge gut in Schuß sind: "Ich hab einen Schlüssel gehabt, der bei allen Objekten gesperrt hat." Nun übt Kriendlhofer schon seit Monaten das Loslassen, wie er sagt, "Es ist ein sonderbares Gefühl", denn in all den Jahren hat er oft um 6.30 Uhr mit der Arbeit begonnen und ist häufig als letzter gegangen. Auch wochenends. Nun in den Ruhestand? Einfach mehr Zeit für Reisen mit seiner Frau, für seine drei Enkelkinder, aber auch für Tennis und Fischen lassen ...

[Andere Portraits]
[Martin Krusche: Home] [Kulturelles Terrain: www.kultur.at] [powered by T.U.B]


[core] [kontakt] [reset] [home]
15•05