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(Verkehr, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Josef Laller / Zweiradhandel
Von Martin Krusche

Eines der letzten alteingesessenen Geschäfte in der Straße. Die Welt des Einzelhandels hat sich während der vergangenen 20 Jahre unter dem Einfluß großer Ketten erheblich verändert. In vielen Bereichen ist dabei die Frage nach Kundenservice unscharf geworden. Laller lächelt, wenn man solche Zusammenhänge anspricht, da heute in Supermärkten Reisen gebucht und in Baumärkten Alltagsbekleidung gekauft werden können etc.

Er setzt auf Handel, Reparatur, Service. Alles in einem Geschäft zusammengefaßt. Es herrscht zwar eben Winter, nicht gerade Hochsaison für den Zweiradsektor, aber: „Wir haben eine kleine Tankstelle dabei“, das rundet die Situation und seine optimistische Haltung ab.

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Natürlich hat sich alles gewandelt, seit ein „Puch Waffenrad“ als Inbegriff des unverwüstlichen Fahrrades galt. „Obwohl das heute noch gebaut wird. Es heißt nur anders.“ Allerdings kommt die Legende nicht mehr aus heimischer Produktion. Einen anderen Klassiker, das Mofa „Puch Maxi“, könnte er heute noch verkaufen, wenn es produziert würde. „Da kommt manchmal jemand mit einem 70er-Baujahr zur Überprüfung und wir brauchen nichts dran machen.“

Laller war in diesem Geschäft, das er 2001 übernahm, schon seit 1995 als Lehrling tätig. „Hier ist früher einmal eine Schmiede gewesen. Die Reste davon sind erst in meiner Lehrzeit abgerissen worden.“ Er ist allerdings nicht Handwerker, sondern Geschäftsmann. Das liegt in der Familie. „Mein Vater war Viehhändler.“ Der Bruder übt die Profession noch immer aus. Der Letzte in dieser Branche innerhalb von Gleisdorf. Das Wirtschaften habe man von Kindheit an kennengelernt.

Als der Vorbesitzer des Zweiradgeschäftes sich dem Großhandel zuwandte, bekam Lallers Wunsch nach Selbstständigkeit einen konkreten Standort. Obwohl er einräumt, es hätte auch etwas anderes werden können. „Die Straße hat eine hohe Frequenz, es kommen sehr viele Leute durch.“ Er betont, Sichtbarkeit sei wichtig. „Würde ich das hier nicht machen, könnte ich auch gegenüber ein Jausengeschäft aufmachen.“ So aber blieb er beim Thema Mobilität.

Was meint denn nun „Qualität“, wenn man von Fahrrädern spricht? Langlebigkeit, stabiler Rahmen, belastbare Laufräder, eine Schaltung, die auch unter hoher Beanspruchung leicht geht. Und verläßliche Bremsen. Das sei mit Rädern um 100 Euro nicht zu haben. Wer aber bei der ersten nötigen Reparatur „fast noch einmal den Kaufpreis hinlegen muß, der weiß dann schon, auf was es ankommt.“

Qualitätsbewußtere Menschen kaufen in einem Preisbereich zwischen 300 und 2.000 Euro, erzählt Laller. Wobei man bei High Tech nach oben hin kaum eine Preisgrenze findet. Aber der Laden hält auch Zubehör, Werkzeug und allerhand nützliche Bekleidung vorrätig. „Heute hast du zu jedem Produkt mehrere Anbieter.“ Man müsse also Limits setzen und die richtige Auswahl treffen. Durch die man sich von möglicher Konkurrenz unterscheiden könne.

Hinter dem Laden befindet sich die Werkstatt. „Ich habe einen sehr guten Mechaniker.“ Trotz Angebotsvielfalt ist manchmal ein nötiger Teil nicht mehr erhältlich. „Bei uns wird nicht einfach ausgetauscht, sondern auch noch repariert.“ Oder notfalls ein Stück nachgebaut. Laller betont, „daß wir mit Jugendlichen gut können.“ Was auch den Mopedbereich meint. Bei Burschen liegen hohe Enduro-Fahrzeuge sehr im Trend. Mädchen bevorzugen meist sportliche Roller. „Die Optik muß passen. Und natürlich, wie überall, ein gutes Preis-Leistungsverhältnis.“ Wobei Laller heute auf einen koreanischen Produzenten setzt. Der die Motoren an der Grazer TU hat entwickeln lassen. „Die sind für unsere Gegend gemacht.“ Auf der anderen Seite gibt es Radsportbegeisterte, die sich ihr Fahrzeuge quasi nach Maß anfertigen lassen, wobei Handarbeit eine große Rolle spielt. Und extrem belastbare Werkstoffe wie Carbon oder Titan. Ein breites Handlunsfeld für den engagierten Geschäftsmann.

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