unplugged.at: text #67 / martin krusche / portraits

(Unterhaltung, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Elisabeth Hübler / Video-Shop
Von Martin Krusche

Es hat auf der Ries begonnen. In einer Gemischtwarenhandlung. Wo es „alles gegeben hat, vom Zement bis zum Schuhband“. Ein gelegentlich sehr harter Job für ein zartes Lehrmädchen. Die Milch wurde von den Bauern noch in großen Kannen direkt angeliefert. Hübler hätte das Geschäft später übernehmen können, wollte aber nicht nach Graz ziehen, sondern in Gleisdorf bleiben.

Sie sagte sich: „Mir kann nix passieren, weil ich kann alles und kenn alles.“ Was zu einem Job im Videoverleih führte. „Es hat oft fast ein Jahr gedauert, bis ein Kinofilm auf Video zu haben war. Heute sind’s meistens nur mehr drei, vier Monate.“ Ende der 1980er-Jahre, als sie den „Conny Shop“ übernommen hatte, führte eine technische Neuerung zu einem spürbaren Einbruch im Geschäft. Satellitenfernsehen. Aber Hübler wußte ohnehin: „Video allein kann es auf die Dauer nicht sein.“ Ihr erlerntes Prinzip: Kundenkontakt.

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Sie fing an, Leerkassetten zum Verkauf anzubieten. Dann beschaffte sie sich eine gebrauchte Presse und bot das Bedrucken von T-Shirts an. Seit zwölf Jahren läuft das EDV-gestützt, über Computer und Kopierer; was einen Copy-Service einschließt. Datenverarbeitung hieß früher: Karteikarten von Hand beschriften. Das fraß Stunden. Seit dazu Software im Einsatz ist, bleibt Zeit für andere Geschäftsideen. Hübler: „Ich bin immer auf der Suche nach einer guten Idee.“ Als die sich auch das Anfertigen von Paßfotos erwies.

Bemerkenswert ist: „Das Kino war für mich nie eine Konkurrenz. Im Gegenteil. Oft wollen sich die Leute einen Film, der ihnen gefallen hat, noch einmal anschauen.“ Das sei bei ihr dann eben billiger zu haben. Das Gleisdorfer Kino ist gut für ihr Geschäft, sagt sie. Seit es Breitbandverbindungen ins Internet gibt, erweisen sich eher illegale Donwloads als Konkurrenz. „Die Leute haben Raubkopien oft schon gesehen, bevor ein Film im Kino lauft.“ Aber die Qualität sei oft sehr schlecht, das bringe viele wieder zum Verleih.

Technologische Neuerungen krempeln gelegentlich den Betrieb um. „Zuerst haben wir ‚Video 2000’ gehabt.“ 1980 hat sich „VHS“ als Standard durchgesetzt. „Vor ein paar Jahren ist die DVD gekommen. Filme doppelt einkaufen war eine große finanzielle Belastung. Solche Umstellungen sind strapaziös.“ Sie fügt augenzwinkernd an: „Das Jammern ist das tägliche Brot des Selbstständigen.“ Womit sie selbst allerdings keine Zeit vergeudet. Der Mittelstand habe früher mehr Geld gehabt, betont sie. „Man muß halt flexibel sein und sich immer umschauen, sonst ist man weg vom Fleck.“

Hübler kann sich dabei auf die Vorteile eines Familienbetriebes verlassen. Sohn Oliver ist quasi ihr EDV-Berater. „Viele Druck- und Kopieraufträge kommen ja per Email herein.“ Ehemann Johann wirkt als Universalist wo immer er gebraucht wird. Schwester Paula Kleinhappel steht auch im Laden. Da sind heute rund 1.400 Filme vorrätig. Aber auch Groschenromane, Zeitschriften und allerhand andere Kleinigkeiten.

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25•06