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(Handwerk, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Lorenz Spiehofer / Optiker
Von Martin Krusche

Vor einigen Jahrzehnten waren Brillen bloß ein „Sehbehelf“, für manche ein Makel, der einem Spott einbrachte. Die Modeindustrie hat das geändert. Ab Ende der 1980er wurde Design immer wichtiger. „Man trägt sie heute auch um gut auszusehen.“ So müssen sich etwa Sonnenbrillen nicht nur auf der Nase, sondern auch beim Halten der Haare bewähren. Die Funktionen haben sich erweitert.

Spielhofer hat seine Lehre Mitte der 70er begonnen. Da die Gläser noch von Hand (an der Diamantscheibe) aus den Rohlingen geschliffen wurden. 50, 60 Stück am Tag, „bis einem manchmal die Finger geblutet haben“. Heute leisten das Maschinen mit Computersteuerung. Aber das Handwerk zu beherrschen bringt einem Vorteile im Geschäftsleben. Während an Metallfassungen geschraubt wird, verlangen Kunststoffe nach Erwärmung. Mit den geeigneten Temperaturen an den richtigen Stellen. Glas ist nicht gleich Glas. Neben makellosen Oberflächen entscheiden noch etliche andere Punkte über gute Ergebnisse. Es ist ja auch kein Gesicht wie das andere.

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Die Meisterprüfung ebnete Spielhofer den Weg in die Selbstständigkeit. 1989 übernahm er die Firma ‚Optik Fechter’. „Damals hat es bloß zwei Optiker in Gleisdorf gegeben.“ 1992 übersiedelte er an den heutigen Standort im Stadtzentrum. „Es war seinerzeit schwer, hier freien Platz zu bekommen.“ Zu der Zeit wuchs die Konkurrenz. Vier Betriebe in 30 Metern Umkreis. Billigimporte aus Fernost nahmen zu. „Die Diskonter unterbieten, das überlebst du nicht.“

Spielhofer hätte das Angebot gehabt, ins GEZ zu übersiedeln. Das schlug er aus, obwohl er die Parkplatzsituation als Nachteil gegenüber den Einkaufszenten empfindet. Er reagierte mit seiner Art Qualitätskonzept. Der Laden sauber und ansprechend, interessante Schaufenster, ein gutes Sortiment. „Keine Auslaufmodelle.“ (Er hält rund tausend Brillenfassungen vorrätig.) Dazu sachkundiges Personal, das sich anfallenden Problemen der Kundschaft widmet. Spielhofer ist mit dem Geschäftsgang im Zentrum zufrieden. „Glück braucht man auch“, sagt er. Aber damit das Glück eine Chance bekommt, setzt er auf Aktivität und Investition. „Brauch ich das? Es geht ja auch so gut.“ Diese Haltung könne nach ein, zwei Jahren ins Aus führen. Risiko sei unvermeidbar, doch: „Es gibt einem was, wenn man weiß, ich schaffe das. Auch wenn andere jammern.“

Spielhofer läßt jedem im Betrieb seinen Bereich, möchte aber über alles informiert sein. „Ich bin immer da und will mich mit allem auskennen.“ Er setzt vor allem auf Kundschaft, welche an Qualität orientiert ist, um sich gegenüber Diskontern zu behaupten. „Ich muß mich eben entscheiden. Die Stückzahlen schafft man nicht, um sich mit einer Handelskette zu messen.“ Obwohl er für die Laufkundschaft ebenfalls mit einigen gefälligen Angeboten gerüstet ist.

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30•06