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(Handel, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Christine Halb / Spielwaren
Von Martin Krusche

Es müßte doch himmlisch sein, in einem Spielzeuggeschäft zu arbeiten. Das denken vielleicht die meisten Kinder und auch manche Erwachsene. Natürlich hat es ein paar himmlische Seiten. Es ist aber auch ein Job, in dem man sehr vielfältig gefordert wird.

„Wir machen hier im Geschäft alles selbst, da sind wir voll auf Trab.“ Christine Halb hat mit ihrer Lehre Mitte der 1970er-Jahre begonnen. „Lehrplätze waren rar“, sagt die gebürtige Wünschendorferin. Das Haus Pfeiffer wurde als Familienbetrieb geführt. Ursprünglich bestand da eine Wagnerei. Der Siegeszug des Automobils hat diese Branche zurückgedrängt. Ab 1880 wurde schon mit Gemischtwaren gehandelt. (Lebensmittel eingerechnet.) Ab 1938 wurden Spielwaren angeboten. Und Ausstattungen für Babies. 1962 übernahm Kurt Pfeiffer das Geschäft. Er führte es bis zu seiner Pensionierung im Jahr 99. Heute gehört es Alfred Bauer.

 

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Diese Branche schreitet quasi von Saison zu Saison: „Vor jedem Zeugnis, zu Ostern und vor allem vor Weihnachten ist am meisten los. Aber auch der TIP-Kirta wär nicht wegzudenken.“

Halb hat hier ihre kaufmännische Ausbildung absolviert, war zwischendurch in einem Büro in Graz tätig. Nach der Zeit mit ihren Kindern ist sie in den Spielwarenbereich zurückgekehrt. Sohn Martin ist mittlerweile 20, Florian 16 Jahre alt. Durch die beiden hat sich ihr Zugang zum Thema völlig verändert, sagt Halb. Trotz aller neuen Technologien haben die klassischen Spielformen ihre Attraktivität nie eingebüßt. „Das Zusammensitzen der Familie oder mit Freunden macht es aus.“ Das Gemeinsame im direkten Kontakt. „DKT“, die heimische Version von „Monopoly“, hat alle Zeiten überdauert und fesselt mehrere Generationen. „Solche Spiele, Puzzles und ‚Malen nach Zahlen’, das mach ich selber gerne.“

Vom Lehrmädchen zur Angestellten, inzwischen zur Geschäftsführerin. Halb kennt das Metier in jedem Detail. „Wir haben auch regelmäßig Schulungen. Meistens im Frühjahr. Da werden die neuen Top-Spiele vorgestellt und durchgespielt.“ Sie mag das sehr, weil ihr die persönliche Beratung der Kundschaft Freude macht. „Die Ansichten der Eltern sind ja sehr verschieden.“ Und stehen oft im Gegensatz zu den Wünschen der Kinder.

Was ist anders als früher? Vor allem: „Die Kinder haben heute sehr viel mehr Geld.“ Und sie geben es aus. „Ich denk mir oft: Spar doch was davon.“ Gelegentlich kommen Eltern, weil das Kind etwas nicht hätte kaufen dürfen. Da gilt für Halb Augenmaß. „In so einem Fall kann man mit uns schon reden.“

Einst war das beratende Gespräch im Zentrum des Geschehens. Mit dem Aufkommen von TV-Werbung für Spielwaren hat sich das geändert. Halb erinnert sich, das habe mit dem „Spiel des Lebens“ begonnen. Einer Kombination verschiedener Spielkonzepte in einem Paket, das per TV-Kampagne beworben wurde. „Da sind die Leute ins Geschäft, nach hinten gegangen, haben das Spiel selber aus dem Regal genommen und sind zur Kasse damit.“

Vor allem der Branchengigant „Hasbro“ sei stark mit Fernsehwerbung rausgegangen. Dazu kam, als wichtiges Zusatzgeschäft, das Vermarkten von Charakteren aus den Filmen. Plastik- und Plüschfiguren. Elektronische Neuerungen sorgen immer wieder für meist kurzfristige Sensationen. Daneben halten sich einige Klassiker über Jahrzehnte. „Lego, Barbie-Puppen und Matchbox-Autos.“ Auch da wirken sich Moden aus. Doch: „Unsere Lego-Bauer wollen vor allem Grundbaukästen, mit denen man alles selber baut.“ Manches flackert einige Zeit. „Die 3D-Puzzles waren ein Trend. Das ist vorbei. Dafür verkaufen wir normale Puzzles. Das fangt bei den kleinen mit wenigen Teilen an. Es geht bis 18.000 Teile.“

Die Holzbaukästen von „Matador“ sind „über zehn Jahre weg gewesen“. Die wurden dann „bunt und mit Plastikteilen angeboten. Das ist nicht angekommen.“ Aber im puren Holz sind sie heute wieder ein exklusives Geschenk. Rückblickend meint Halb, daß die Brett- und Gesellschaftsspiele unter der ganzen Elektronik nicht gelitten haben. „Ist ein Kind alleine, spielt es mit dem ‚Gameboy’.“ Ansonsten geht das soziale Erlebnis vor. Das gilt sogar für historische Stücke. Wie zum Beispiel das Jonglierspiel „Diabolo“, das rund eineinhalb Jahrtausende vor Christus nach Europa gebracht wurde. „Ja, das wird gerne gekauft.“ Halb, zusammenfassend, über ihre Arbeit und das Team: „Es ist schon ein Paradies. Weil wir auch privat einen guten Kontakt miteinander haben. Jede springt für jede ein ...“

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