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(Kommunales, Feuwerwehr, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Reportage: Frühstück bei der Feuerwehr
Von Martin Krusche

Ein Frühstück der Feuerwehrmänner ist kein Kaffeekränzchen. Es hat eigentlich gar nichts mit dem zu tun, was man sich allgemein unter „Frühstück“ vorstellt. Wie auch? Wenn die Mannschaft nach einer lebhaften Nacht zur Ruhe kommt, sind die Leute aus ihrer vertrauten Familiensituation gerissen worden, um einen gefährlichen Job zu tun.

Dabei waren nicht nur physische, sondern auch psychische Belastungen zu ertragen. Mario Ulz sagt: „Den Wecker hör ich nicht, die Sirene schon.“ Kommandant Jürgen Hofer nickt: „Das ist so.“ Christian Schellnast ergänzt: „Von Null auf Hundert in ein paar Sekunden.“

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„Wir sind hier ein kleines gallisches Dorf“, sagt Kommandant Jürgen Hofer (links)
augenwzinkernd, in Anspielung auf Asterix und seine eingeschworenen Freunde.
Rechts: Josef Petz.

Was findet man auf dem Tisch im Gemeinschaftsraum? Kaffee. Limonaden. Eine Nußpotize. Aus. Heinrich Schögler, altgedienter Routinier, sagt: „Wenn es extrem lang dauert, kommt vielleicht noch ein Kranz Braunschweiger dazu.“ Ulz: „Und ein paar Semmerln.“ Wolfgang Stefan lächelt: „Frühstück und Jause zum Schlafengehn.“ Wie schon erwähnt, wahrlich kein Kaffeekränzchen. Denn man trägt oft ein schweres Herz aus dem Einsatz heim. Hofer: „Die Gespräche laufen immer auf den Einsatz hinaus.“ Manchmal auch Situationen betreffend, die schon zehn Jahre zurückliegen. Schögler: „Einschlafen kannst’ eh nicht schnell. Wennst’ im Bett liegst, fangt sich das zum Abspielen an.“

Am schlimmsten sei es, so Josef Petz, „wenn du Schwerverletzte zwischen Toten rausschneiden mußt.“ Als wären bloß Unfälle belastend. „Eine brennende Hütte ist nicht so schlimm, wie eine verrauchte Hütte, wo du nichts siehst und wo du nicht weißt, was dich nach drei Schritten erwartet.“ Weshalb Kameradschaft höchsten Stellenwert in der Runde hat. Daß man sich auf einander verlassen kann. „Wir sind hier ein kleines gallisches Dorf“, sagt der Kommandant augenwzinkernd, in Anspielung auf Asterix und seine Freunde.

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Links vorne Kommandant Jürgen Hofer, dann Josef Petz, Christian Schellnast,
Mario Ulz, Heinrich Schögler und Wolfgang Stefan. [Großes Bild]

Man trifft sich auch so im Gemeinschaftsraum. „Es ist eigentlich immer was los hier heroben.“ Schellnast: „Selten, daß es leer ist.“ Hofer: „Wir treffen uns eigentlich lieber da als im Gasthaus.“ Dazu kommt eine gemeinsame Leidenschaft der Männer für Sauna und Fußball. Es ist wichtig, in guter Kondition zu sein. Stefan: „Atemschutzträger und nicht fit sein, das paßt nicht zusammen.“ Schwere Ausrüstung, schweres Gerät, schwerer Job ... dazu gehören ständige Übungen.

Die Grundlagen bekommt man in der Feuerwehrschule. Aber die laufenden Trainings bei der Wehr gelten als das Um und Auf. Dazu tragen auch Wettbewerbe mit anderen Wehren bei. Hofer: „Die Einsatzpflicht endet mit 65. Dann muß man nicht mehr ausrücken.“ Einer wie Schögler tut es immer noch. Seine reiche Erfahrung nützt der Mannschaft. Das Kameradschaftliche reicht freilich auch ins Private hinein. Ulz: „Wennst’ Hilfe brauchst, kannst’ sicher sein, daß zwei, drei Leute sofort da sind.“ Petz: „Da greift eine Hand in die andere.“

Aber man muß auch viel von seinem Privatleben drangeben. Zum Beispiel Urlaubszeit. Hofer: „Das Verständnis der Frauen muß halt auch mitspielen.“

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