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(Hobby, Garten, Gleisdorf) Reportage: Kleines Traumvolk
(Gartenzwerge & Co) Nicht alles, was zu einem Garten gehören kann, muß auch gegossen werden. Manches erfreut Menschen noch, wenn Gewachsenes verblüht ist. Gartenzwerge und verwandte Dekorationsgegenstände entzünden und binden Emotionen. Im Pro und im Kontra. Es ist eine Welt der Miniaturen, die sich im Grünen auftut. Eine Welt des Nippes und der Sentimentalität. Ohne Mütze gehts nicht. Und
sie ist meistens Rot. Man könnte ja auch antike Skulpturen, Gemälde alter Meister oder dergleichen sammeln. Aber das steht eben nicht allen frei. Garten statt Park. Miniaturen statt Originale. Falsch? Wer braucht denn im Bereich privater Gefühlsregungen ordnende Zurufe? Wetterfestes Publikum und ein
Saxophonist ohne Gagen-Forderung. Gartenzwerge sind der prominenteste Stamm auf diesem Terrain. Ihre historischen Wurzeln liegen bei den Bergleuten. Ihnen stehen heute im Gras verschiedene Märchenfiguren zur Seite. Tiere sind ebenso gefragt. Aber auch Ikonen der Unterhaltungsindustrie behaupten sich. Besonderen Stellenwert haben kleine Bauwerke. Oft bekannte Gebäude, an denen man sein handwerkliches Geschick demonstrieren kann. Selten wird das Private der Menschen so öffentlich. Bekommt man so nicht im Baumarkt: Schon 3000 v.Chr. gab es auf Grabstelen des alten Ägyptens Zwergenfiguren. Wer die Zwergenwelt beforscht, gilt als Nanologe. Gartenzwerge aus Terrakotta wurden 1886 erstmals beworben. Sie hatten Vorbilder im Barock. "Schmuck für Garten und Park" wurde schon im 19. Jahrhundert für ein breites Publikum hergestellt. Die längste Zeit hat Ton dominiert, Gips kommt vor, heute ist viel Kunststoff zu finden. Hoppla! Verzeihung! Der gehört
natürlich nicht in den Garten. [Andere Reportagen] |