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(Verkehr, Autos, Frauen, Gleisdorf)

• Reportage: Frauen und Autos (Kein Streß zwischen Wunsch und Wirklichkeit)
Von Martin Krusche

Sie kennen diesen Blick? Und das spezielle Lächeln? Wenn ein Mann denkt: Achtung, Frau am Steuer!“ Aber kennen Sie auch die Statistiken, wonach Frauen in vielen Bereichen des Straßenverkehrs einfach besser abschneiden als Männer?

Macht nichts! Das Spielchen ist geläufig, Vorurteile machen das Leben bequemer. Bis man hie und da hart aufschlägt. Auf dem Boden der Tatsachen.

Träume sind eines, Realitäten etwas anderes. Wenn es um Autos geht, schaffen viele Frauen diese Diskrepanz besser. Freilich findet man im weiblichen Lager alles auch, was es in der männlichen Liga gibt. Manche Frauen schrauben selber, manche haben es gerne äußerst nobel und komfortabel, manche „Chicks on Wheels“ bevorzugen sehr schnelle und fesche Fahrzeuge.

Wenn jemand Sie durch bedrohliches Heranfahren vom Fußgängerstreifen zu hetzen versucht, sind das meist Männer. Zu bestimmten Zeiten dominieren Frauen das Tappen in die Radarfallen. Im Strafreferat der Bezirkshauptmannschaft hat man klare Erfahrungen was das bedeutet: „Muttis gegen 12:00 Uhr mittags.“ Darüber hinaus  gilt zwar nicht generell "Großes Auto, rücksichtsloser Fahrer", aber: „Es kommt oft vor.“

Susanna Schrampf, Gleisdorfs Kulturreferentin, fährt seit vielen Jahren einen Opel Corsa, der mit 70 PS nicht gerade untermotorisiert ist. Der Wagen bedeutet für sie „Flexibilität und Freiheit“. Damit meint sie: „überall hinkommen zu können“. Das tut sie auf eine Art, die von vier Jahrzehnten unfallfreiem Fahren handelt. „Ich weiß nichts über Hubraum & Co. Aber ich will Sicherheit.“

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Kulturreferentin Susanna Schrampf

Anders ausgedrückt: Service, Pickerl, gute Reifen. „Das Werkel muß laufen. Ich will nicht unangenehm überrascht werden.“ Das Auto muß außen nicht makellos sein, aber eine Müllhalde im Inneren würde ihr die Nerven ziehen. „Ich esse auch nicht in meinem Auto.“ Natürlich gab es, quasi „jenseits der Vernunft“, schon mal kühne Phantasien. „Mein erster Autowunsch hat Jeep geheißen.“ Aber der war ihr zu teuer und zu durstig. „Ein großer Kredit für ein Auto? Nein danke!“

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Video-Verleiherin Elisabeth Hübler

Elisabeth Hübler betreibt einen Video-Shop, in dem es zahlreiche Zusatzangebote gibt. Ihr Auto muß also vor allem viel Platz zum Transport bieten. Es soll verläßlich sein und nicht all zu teuer. Kostengünstig, das ist ganz wichtig. Und kräftig genug, daß er bergauf nicht verhungert. Allerdings: „Putzen muß ihn mein Mann. Das mag ich nicht.“ Dafür betont Hübler, daß sie Reifen wechseln und Schneeketten auflegen beherrscht. Fragt man nach ihrem Traumauto, kommt ohne Nachdenken: „Ein schwarzer Alfa.“ Warum? „Weil er schnell ist und gut ausschaut.“

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Management-Assistenin Claudia Berghold

Claudia Berghold hat einen fordernden Job beim Gleisdorfer City-Management. Und sie ist Mutter von drei Kindern. In diesem Zusammenhang herrscht pure Sachlichkeit. „Mein Auto ist der Faktor X, der mich von A nach B bringt.“ Als „notorische Zuspätkommerin“ hat es Berghold immer eilig. Das bedeutet aber nicht: rasen. „Geht gar nicht mit meinen 50 PS.“ Die bei voller Beladung einiges zu schleppen haben. Unfälle? „Kann ich mir mit so einem kleinen Auto nicht leisten.“ Außerdem hat sie ja meistens „eine wertvolle Fracht. Nämlich meine Familie und mich.“ Große Autos seien freilich von Vorteil „bezüglich Sicherheit und wenn man Kinder mit langen Beinen hat.“ Sie sieht sich hauptsächlich als Familientaxi und Kurzstreckenfahrerin. „Mir taugen kleine Autos.“ Fußgänger und Zugfahrer seien ihr sympathisch, „das Auto ist für mich kein Image-Faktor“. Es müsse billig sein und sich überall leicht parken lassen. Wenn sie sich aber etwas wünschen dürfte, sagt sie: „Ich hätte gerne einen flitzigen, spritzigen Mini.“ Und setzt schmunzelnd nach: „Es muß ja nicht der mit über 200 PS sein.“

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Autohändler Alois Neffe

Alois Neffe ist auf italienische Automobile spezialisiert. Das trifft sich gut mit den Interessen vieler Frauen, denn „Design, Farbe, Ausstattung zählen. Und daß man sich auf Anhieb drinnen wohlfühlt.“ Rund ein Drittel der Verkäufe gehen in seinem Haus direkt an Frauen. Als den absoluten Darling nennt er den aktuellen Lancia Y. Wie überhaupt die Lancias hauptsächlich von Frauen gekauft würden. Auch der große Fiat Punto habe extrem eingeschlagen.

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Ein „Schwarzer Alfa“, wie ihn die Videoverleiherin Hübler als Traumfahrzeug genannt hat, steht zufällig in seinem Schauraum. Kombi. Doch der sieht wahrlich nicht wie ein Lieferwagen aus. Freilich zählen auch Preis, Verbrauch und Erhaltungskosten, betont Neffe. Und die Sicherheitsausstattung. Was bei den Crash-Tests unter vier Sternen liegt, sei im Verkauf sehr schwer zu argumentieren.

Als ich aus purer Neugier nach einer Macho-Maschine wie einst dem Lancia Integrale frage, lächelt Neffe und sagt: „Die Zeiten sind vorbei. Heute zählen Platz und Komfort.“

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