unplugged.at: text #136 / martin krusche / features

(Elektronik, Fahrerassistenzsysteme, Automobil, Verkehr)

• Feature: Fahrerassistenzsysteme
Von Martin Krusche

Als ich ein junger Kerl gewesen bin, war „Servolenkung“ bloß ein anderes Wort für „ziemlich großes Lenkrad“.

Wir Dussel schraubten uns extra kleine „Sportlenkräder“ in unsere 500er Puchs und 1000er Simcas, flogen aus ganz anderen Gründen da oder dort von einer Straße und hielten jedes komfortable Auto für einen „Bürgerkäfig“.

Heute weiß ich freilich, daß ein „Antiblockiersystem“ mir genau die 15 Zentimeter Bremsweg bringen kann, die mein Verstand nicht geschafft hätte, um den „Bonus“ zu retten, nachdem ich im Stadtverkehr gerade einmal unkonzentriert gewesen bin.

Den Scheibenwischer kann ich freilich selbst einschalten, falls der Regen kommt. Es nervt mich ein wenig, wenn das Datendisplay mir während der Fahrt Verhaltensvorschläge macht. Die piepsenden Einparkhilfen verletzen mein Ehrgefühl.

Ich genieße die Annehmlichkeit, laufend Autos ganz unterschiedlicher technischer und preislicher Niveaus kennenzulernen. Manchmal fühl ich mich mit all der EDV, als hätte man mich in eine Kiste voll Watte gepackt und die Welt würde nur sehr verfremdet zu mir durchdringen. Aber wenn es mal eng wird, man ist ein bisserl schnell und das Auto hat ein bisserl mehr als zwei Tonnen, reißen einen die Assistenzsysteme eventuell prächtig heraus. Also was jetzt? Eben! Alles verändert sich. Immer.

Ich werde in Roboter-Träume verstrickt. Meine Maschine redet mit mir. Und manches verschweigt sie mir. Man konnte sich ja noch merken, was ABS bedeutet. Aber ISA, ACC, EDS? Bei all den technischen Kürzeln helfen nur mehr Nachschlagwerke.

txt136a.jpg (23267 Byte)

Die Rede ist von FAS. Fahrerassistenzsysteme sind elektronische Komponenten eines Fahrzeuges, die manches von dem leisten, was früher bei Menschen zwischen Durchschnitt und Könnerschaft unterschied. Diese Systeme erhöhen im besten Fall die Sicherheit und auch den Komfort. Aber letztlich kann ein Werkzeug nie klüger sein als jene, die es benutzen.

txt136b.jpg (23027 Byte)

Der Luftballon würde einen verläßlichen Laut geben, falls man beim Einparken zu nahe an eine Wand oder ein anderes Auto käme. Sowas zählt aber nicht als „Fahrerassistenzprogramm“. Dieses Mercedes-Coupé hat freilich genug davon unter der Haut.

Anti-Blockier-System (ABS), Bremsassistent (BAS), Bremssystem ADAPTIVE BRAKE mit HOLD-Funktion, Elektronisches Stabilitäts-Programm (ESP), Geschwindigkeitsabhängige Servolenkung (Parameterlenkung), TEMPOMAT und variable Geschwindigkeitsbegrenzung SPEEDTRONIC mit Bremseneingriff und und und. Sie ahnen schon, auf Reisen muß man sich vorher entscheiden: Entweder nehme ich die ausführliche Betriebsanleitung des Autos mit oder das Gepäck. Beides zugleich geht schwer.

Die Assistenzsysteme sollen Autos sicherer machen und den Menschen mehr Aufmerksamkeit für wichtigere Dinge lassen. Pessimistisch betrachtet bedeutet das vielleicht, daß man sein Können überschätzt und so in gefährliche Situationen kommt. Die Technik kann einem also Verantwortung keineswegs abnehmen.

txt136c.jpg (54374 Byte)

Wer nach hinten keine freie Sicht hat, bekommt mit einer Kamera Durchblick. Das geht offenbar auch im Heimwerker-Modus.

[Andere Features] [Automobil-Themen]
[Martin Krusche: Home] [Kulturelles Terrain: www.kultur.at] [powered by T.U.B]


[core] [kontakt] [reset] [home]
30•07