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(Tätowieren, Tattoos, Piercing, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Herbert Hoffmann / Tätowierer
Von Martin Krusche

Geächtet und verboten ... „Als ich noch keine Tätowierungen hatte, fühlte ich mich als halber Mensch, schwach und unvollkommen“, erzählt Herbert Hoffmann.

Der 88-Jähriger Mann mit dem üppigen weißen Bart und dem verschmitzten Lächeln ist der Altmeister der Tätowierer-Zunft und so etwas wie eine lebende Legende. Er kam zur Tattoo- Convention in Gleisdorf. Hoffmann entstammt einer begüterten Familie aus Pommern, es heißt, seine Erziehung sei puritanisch und streng gewesen. „In meinen jungen Jahren wurde das Tätowieren aus politischen Gründen geächtet und verboten. Ich hätte sehr gerne eine Tätowierung gehabt, doch ich musste sehr lange warten – bis ich 1949 als über Dreißigjähriger aus Krieg und Kriegsgefangenschaft zurückkam.“

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Er setzte seine Passion zuerst als Fotograf um. Hoffmanns Fotos Tätowierter aus den Fünfzigerjahren sind Zeitdokumente von Rang. Bald danach begann er, selbst zuzustechen: „Ich bin vielen älteren und alten Tätowierten begegnet, von denen ich das Handwerk erst gelernt habe. Ich durfte mich auch gleich an ihnen versuchen.“

Hoffmann bildete sich bei professionellen Tätowierern in England, Dänemark und den Niederlanden weiter. „Mit denen wurde ich bald Freund, bis ich mich nach zehnjähriger Lehr- und Amateurzeit auf eigene Beine stellen konnte.“ Im Jahr 1960 kaufte Hoffmann am Hamburger Berg im Stadtteil St. Pauli ein Tätowiergeschäft. Als die Läden seiner älteren Kollegen nach und nach schlossen, wurde daraus die „Älteste Tätowierstube in Deutschland". Sie galt als die erste Adresse in unserem nördlichen Nachbarland.

„Zu mir kamen Kunden jeden Alters. Einige waren noch zu jung, die musste ich auf später vertrösten, aber es waren auch viele Rentner dabei, Menschen mit siebzig, achtzig und neunzig Jahren. Ein 91-Jähriger war mein ältester Kunde. Aus Bewunderung und Respekt habe ich alle über Siebzigjährigen gratis tätowiert.“

Hoffmann umreißt die Intentionen dieser Community: „Mit der Tätowierung wollen wir unsere Besonderheit, unsere Einmaligkeit und unsere Persönlichkeit bekunden. Wir tun das, was uns gefällt und was niemand anderem weh tut. Wir leben unser Leben – dieses Bewusstsein ist in der immer mehr zur Unpersönlichkeit drängenden Welt eine Abwehr.“

1981 übersiedelte er mit seinem Lebensgefährten Jack, „damals schon über 83 Jahre alt“, in die Schweiz. Sein berufliches Engagement war immer auch gegen die vielfältigen Ressentiments gerichtet, denen Menschen ausgesetzt sind, wenn sich ihre Tätowierungen nicht verbergen lassen.

„Meine Bemühungen gingen dahin, dass die Tätowierung wieder toleriert oder möglichst gesellschaftsfähig würde. Viele Zufälle kamen mir zu Hilfe, so dass ich heute mit Genugtuung sagen kann: meine Saat ist sehr gut aufgegangen.“ Seit Hoffmann tätowiert ist, ist er auch mit sich selbst im Reinen: „ Ich fühle mich wohl, unabhängig und befreit.“ (Siehe dazu auch: Andy Reisinger!)

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