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(Traktoren, Automobil, Verkehr)

• Feature: Rustikale Zugnummer (Traktoren)
Von Martin Krusche

Im Film „The Straight Story" zeigt Regisseur David Lynch den 73jährigen Alvin Straight, der sich auf seinen Mähtraktor setzt und damit eine weite Reise macht. Unwahrscheinlich?

Keinswegs! Bei einem Spaziergang an der Raab habe ich versehentlich einen Schläfer geweckt, der auf einer Bank im Schatten ruhte.

Auf das Hubwerk seines kleinen Hanomag war eine wetterfeste Alu-Kiste montiert. Sie hatte Aufkleber der Turracher Höher, des Großglockners und anderer Ziele. Das Schild auf dem rechten Kotflügel besagte: „25 km“. Mit so einem Gerät muß man sich nicht in die Kurve legen.

Ja, ich werde ebenfalls unruhig, wenn ich mit dem Auto zu lange hinter einem Traktor herzuckeln muß. Und doch haben die Menschen nun einmal verschiedene Geschwindigkeiten bei allem was sie tun. Eine Beschleunigungs-Diktatur wäre unerträglich. Außerdem verbrennt diese Gesellschaft Jahr für Jahr horrende Geldbeträge für das Kurieren von Geschwindigkeitsopfern.

Die Langsamen sind also keineswegs die Dümmsten. Sie kollidieren bloß mit den Ungleichzeitigkeiten, die es in einer Gesellschaft gibt. Ich hab dazu auch schon einiges Lehrgeld zahlen müssen. Die Grenzen der Physik und die der Straßenverkehrsordnung sind eben oft enger als die des menschlichen Wollens.

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Traktoren sind, so besagt dieses Wort, Zugmaschinen. Als erstes derartiges Fahrzeug gilt der Schlepper des Artilleristen Nicholas Cugnot von 1796. Dampfmaschinen dominierten als Antrieb sogar die ersten Autorennen, Benzin und Diesel kamen viel später in Gebrauch.

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Der Urahn aller Traktoren, diese dampfgetriebene Zugmaschine,
war die Erfindung eines Artillerie-Offiziers.

Die USA waren bis zum Ersten Weltkrieg der größte Produzent von Traktoren. Der Begriff („farm tracor“) wurde von der amerikanischen Firma Hart-Parr eingeführt. Ford oder Massey Ferguson findet man heute auf oststeirischen Feldern noch genauso wie Deutz, Eicher, Lamborghini oder Warchalowski. Vor allem aber Steyr Diesel, von denen manche 30 oder 40 Jahre nach ihrem Bau immer noch im Alltag bestehen.

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Dieser 190er Steyr mit Mähbalken ist, wie man sieht, schon Jahrzehne im Einsatz.

Eine Sonderform stellen sogenannte „Geräteträger“ dar, die man bei uns aber eben so selten sieht wie „Einachsschlepper“. Der Unimog („Universalmotorgerät“) ist ein Verwandter der Traktoren-Welt, welcher konzeptionell zwischen Traktor und LKW steht. Nach dem Zweiten Weltkrieg für die Landwirtschaft entwickelt und inzwischen vor allem ein Star der Kommunalbetriebe.

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Dieser Geräteträger von Eicher, 1961 gebaut, ist eine Rarität in der Oststeiermark.

Sein großer Cousin, der MBtrac, ein Zwitter zwischen „Mog“ und Traktor, verirrt sich auch manchmal in die Stadt. Um aber Ackerschlepper mit „Gleisketten“ (Raupen) zu sehen, muß man schon weiter in den Süden fahren.

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Der MBtrac wirft hier den größten Schatten und gehört zu den sehr schnellen Geräten.

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