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(Malermeister, Anstreicher, Raumausstattung, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Leopold Stranzl / Malermeister
Von Martin Krusche

Die Geschichte des Hauses beginnt in bescheidenen Verhältnissen. Vater Leopold stammt von einer Landwirtschaft im Kötschmanngraben. Er ließ sich in St. Ruprecht zum Maler ausbilden und war als Handwerksbursch in verschiedenen Bereichen tätig.

Seinerzeit hat man Vollholzmöbel allgemein nicht furniert, sondern bemalt. Das wurde Stranzls Fachgebiet, Tischler engagierten ihn nach Bedarf.

Leopold junior ist mit all dem aufgewachsen, auch Mutter Anna packte handwerklich an. Man arbeitete bei der Kundschaft vor Ort oder holte Stücke in die eigene Werkstatt. Diese bestand ab 1961 in einem Hinterhof in der Weizerstraße, in einem vormaligen Pferdestall. Das symbolisiert gleichzeitig die sozialgeschichtlichen Verläufe innerhalb dreier Generationen: Vom bäuerlichen Leben über das Handwerk zur kaufmännischen Existenz im urbanen Raum.

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Der Senior hatte sich vor dem Schritt in die unternehmerische Selbstständigkeit noch als LKW-Fahrer versucht. Der Junior, als kleines Kind schon mit Wechselfällen des Geschäftsleben vertraut, ging ab 1968 in die Lehre, besuchte nach dem Präsenzdienst beim Heer die Meisterschule in Baden, schuf sich so eine solide berufliche Basis.

Um mehr Platz zu gewinnen, zog das Unternehmen 1972 in die Feldbacherstraße. Man begann nicht nur die Arbeit, sondern auch die Materialien dazu anzubieten, denn es hatte ein enormer Heimwerker-Boom eingesetzt. Bei Stranzl setzte man auf den Verkauf von Farben, Tapeten und Vorhängen.

Mit dem nächsten Expansionsschritt kam Geschirr dazu. Im Stadtzentrum hatte, wo heute ein Drogeriemarkt ist, das „Seicht-Haus“ bestanden. Stranzl: „Eine Eisenwarenhandlung, die so eine Art Vorläufer der Baumärkte war.“ Dazu gehörten Keramiktöpfe, Glas, Porzellan. „Das haben wir von dort praktisch übernommen.“ Eine technische Novität prägte die Stranzl-Geschichte. „Die Industrie hat den ‚Maschinen-Putz’ eingeführt.“ Damit konnten rohe Wände zeitsparender bearbeitet werden. „Das ist bei den Baumeistern beworben worden und die wollten wissen: Hast du wen, der das macht?“

Stranzl hatte zwischen den 1980ern und -90ern bis zu 16 „Putzpartien“ laufen, die meisten davon in Salzburg und Tirol. Mit dem Aufkommen von Mobiltelefonen, einst teure und schwere Kästen, konnte man sich in diesem Geschäft Wettbewerbsvorteile sichern. Stranzl: „Später haben sich viele Mitarbeiter selbstständig gemacht. Heute hab ich nur mehr eine Putzpartie, damit ich spezielle Aufträge annehmen kann.“

Der zentrale Standort in Gleisdorf bewährte sich. In den 1980ern wurde das heutige Haus am Florianplatz gekauft. Dort hatte davor „Kindermoden Herbst“ bestanden, damals im Haus Baumgartner aufgegangen. Geschirr führt Stranzl bloß noch quasi als Kundenservice. „Durch den Konkurrenzdruck von den großen Handelsketten ist eine ordentliche Preisgestaltung nicht mehr möglich.“ Außerdem sieht er sich primär als Handwerker. Aber Raumausstattung, auch Künstlerbedarf, bleiben Teil des Geschäftes.

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