unplugged.at: text #148 / martin krusche / portraits

(Skaterpark-Promotor, Österreich, Steiermark, Bezirk Weiz, Gleisdorf)

• Portrait: Matthias Friedl / Laborant
Von Martin Krusche

„Da treffen verschiedene Gruppierungen aufeinander. „Und alle verstehen sich.“ Das ist für den jungen Labortechniker einer der wichtigsten Punkte an der neuen Gleisdorfer Skater-Anlage..“

Denn der künstlich angelegte Kessel nahe dem Tieberhof ist, eben erst eröffnet, schon ein Treffpunkt für Jugendliche geworden. Am Stadtrand. Denn lebhaft, das bedeutet gelegentlich auch laut.

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„Das war einer der Gründe, warum wir so lange nach einem geeigneten Platz haben suchen müssen.“ Es gibt auch für diese Generation wieder die gleichen alten Vorurteile, denen man sich stellen müsse. Mit Drogen, Alkohol und Aggressivität würde man dort allerdings, das ist ganz offensichtlich, auf seinem Skateboard keine fünf Meter weit kommen. „Es gibt aber auch sehr viele tolerante Leute um 30 oder von 40 aufwärts.“ Die lassen sich von den teils provokanten Stilen, den Tattoos und Piercings, den Musikleidenschaften der verschiedenen Gruppierungen nicht irritieren.

Die Verständigung mit Erwachsenen hat Friedl, als einer der hartnäckigsten Promotoren für diese Skateranlage, gründlich geübt. „Du mußt dran bleiben. Wer locker läßt, hat verloren.“ Viele Junge hätten sich über die Jahre auch enttäuscht gezeigt. Die alte Anlage war 2006 abgebaut worden. Friedl weiß heute: „Du mußt halt deine Interessen vertreten, wenn dir was wichtig ist.“ Denn von der Politik werde man gefragt: „Was brintgt’s? Welchen Nutzen hat es? Wer steht dahinter?“ Da müsse man dann schon beweisen, daß es einem ernst sei. Jedes Teilergebnis sei nur schrittweise erreichbar gewesen.

Friedl hat sich durch Rückschläge im Prozeß nicht von seinen Ideen abbringen lassen. „Da war schon ein ständiges Auf und Ab über Jahre.“ Die gute Nachricht: „Niemand hat versucht, uns irgendwie auf eine Partei-Seite zu ziehen.“ Solche Vereinnahmungsversuche hätte man der Stadtregierung eher übel genommen. Was das alles gebracht hat? „Es haben in der letzten Phase 20 bis 30 Jugendliche mitgearbeitet. Unbezahlt.“ Schließlich ist die neue Anlage gut angenommen worden.

Friedl stammt aus Wolfgruben, ist in Gleisdorf zur Schule gegangen, aufgewachsen. Das Skaten kommt zwar aus den Städten, aber „Anlagen gibt’s heute überall.“ Auch in ländlichen Gebieten. Die Jugendlichen müssen Treffpunkte haben, sagt er, nicht nur in Lokalen, wo man bezahlen muß. Gleisdorf ist diesbezüglich nach seiner Ansicht gut gestellt. „Das Jugendhaus, der Stadtpark, das Bad, der Hochbehälter“, da würden auch Leute aus der Umgebung herkommen.

Vor welchem Hintergrund mag Friedl sein Geschick im Umgang mit den Behörden entwickelt haben? Er meint, seine Eltern haben ihm viele Freiheiten gelassen, die sie selbst nicht gehabt hätten. „Du mußt selber draufkommen, was gut ist und was schlecht ist.“ Selbstbestimmung ist ihm wichtig. Er meint: „Ein Kind kann man nicht einsperren.“ Man müsse Vertrauen aufbauen, was nur geht, „wenn man Vertrauen gibt.“

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27•08