Erzählen im Web
(Aktuelle Medienkompetenz)
Daß man die Werkzeuge einigermaßen
beherrscht, ist nur eine erste Basis. Seit rund zehn Jahren ist Österreich in das
Internet eingebunden. In den nächsten Jahren wird sich die Bedeutung dieser Neuerung
erheblich wandeln. Was brauchen Menschen, um das Kommende sinnvoll nutzen zu können?
Der österreichische Volksschullehrplan
sieht die ersten beiden Jahre für das Erlernen des Alphabets vor. Die ersten vier Jahre
des Schulbesuches sind dem Erwerb grundlegender Kulturtechniken gewidmet. Lesen und
Rechnen gelingt nach dieser Zeit gewöhnlich, Denk- und Ausdrucksvermögen sind mit
unseren gängigen Codesystemen generell vertraut gemacht.
Von 17- bis 20jährigen Menschen mit
entsprechendem Bildungsweg stellt man sich gerne vor, sie hätten ausreichende
intellektuelle Neugier entwickelt und ästhetische Erfahrungen gemacht, daß sie komplexen
Zusammenhängen und deren Vermittlung gewachsen sind; daß sie Geschmack und Vergnügen an
anspruchsvolleren künstlerischen Werken finden; daß sie zunehmend in der Lagen seien,
aktiv zu einem anregenden kulturellen Klima beizutragen.
Es ist demnach von Lern- und
Erfahrungsprozessen über einen Zeitraum von rund einem Jahrzehnt und mehr die Rede. Wer
sich inzwischen Zugang zur neuen Mediensituation verschafft hat, Computer benützt, sich
im Internet umtut, muß in der Frage von Medienkompetenzen nicht dort beginnen, wo ein
Kind in der Volksschule auf den Weg geht. Aber! Die grundelegende Vertrautheit mit den
Werkzeugen, Anwedungen on Software, das Kommunizieren via Email, die Verwendungs von
Suchmaschinen, das Surfen im Web, der Aufenthalt in Chatrooms, all das ist noch nicht
gleichbedeutend mit jener kulturellen Kompetenz, von der hier die Rede sein soll. |
Ich meine Medienkompetenzen, um eine neue Art des Erzählens
verstehen und lesen zu können. Wobei die angebotenen Stoffe gleichermaßen Text und Raum
sind. Das ist doch etwas komplexer, als die allgemeine Nutzung des Webs, wie sie den
meisten Menschen vertraut erscheint. Aber warum sollte jemand wesentlch mehr als das
können?
Rechnen Sie auf jeden Fall damit, daß
die heutige Mediensituation unseren Alltag noch stärker durchdringt, unsere
Kommunikationssituationen noch grundlegender verändert. Beginnen Sie nicht erst in
Jahren, sich darauf einzustellen. Es geht hier um einige neue Bildungsinhalte, derer man
sich schon jetzt annehmen kann. Medienkompetenzen, um mit Hypertext zurechtzukommen.
Medienkompetenzen, um das Web, um die
junge Info-Sphäre als zusätzlichen, als neuen Raum zu begreifen, der
entwickelt, gestaltet und belebt werden kann.
Medienkompetenzen, um mit der wachsenden
Konvergenz der Medien vertraut zu werden, um das Wechselspiel zwischen virtuellen und
aktuellen Realitäten zu bewältigen, um besser zu begreifen, wie sich das alles auf
unsere gewohnten Vorstellungen von menschlicher Gemeinschaft auswirkt. Das sind keine
Themen, die bloß Spezialisten vorbehalten sein werden. Wer immer in unserer Gesellschaft
wesentliche Prozesse mitgestalten will, wird sich damit befassen müssen.
Von diesen Anforderungen handelt weder
das ECDL-Paket, noch übliche Bildungsangebote zur EDV. Für diesen Weg zu zeitgemäßer
kultureller Kompetenz werden Sie momentan in keinen herkömmlichen Bildungseinrichtungen
angemessene Kurse finden.
Aber in der Netzkulturszene,
in den Bereichen der art under net conditions (Kunst unter Bedingungen der
Vernetzung) werden seit vielen Jahren solche Kompetenzen erarbeitet. |