[ShortCuts]


Die ungezählten Nächte, in denen


Von
Martin Krusche
und
Andrea Heinisch-Glück

ShortCut #10

ShortCut #10A

Die ungezählten Nächte, in denen nicht durchzuschlafen gewesen war - durch den Kummer, den Menschen gelegentlich haben -, hatten ihm Sinne gemacht und dünnes Haar <eingebracht>. Die Fülle des Lebens, seines Lebens, drückte sich auch in einer Körperlichkeit aus, die einem Mantel glich, der etwas verbergen mochte, wovon niemand Genaueres wußte. Seine Wachheit und der Welschriesling schlugen <ihm> manchmal, wenn sie zusammenkamen, kleine Funken. Funken, wie etwa<s> jene <von dem> des Polizisten, der ihn angerufen hatte und eine<m>s Selbstmörders, eine<m>s mutmaßliche<r>n Selbstmörders, präzisierte der Beamte im nächsten Satz, er habe auf der nahen Autobahnbrücke gestanden. Ob er, der Doktor, gleich kommen könne. Walter fragte, ob er, der mutmaßliche Selbstmörder, denn nun nicht mehr auf der Autobahnbrücke stehe.
Nein.
Ist er gesprungen?
Nein.
Der Polizist schilderte, wie ihm die Schwester des Mutmaßlichen erzählt habe, in der Jackentasche des Mannes dürfte ein Handy stecken, und wie er, der Polizist, ihn dann angerufen habe. Es sei eine angespannte Unterhaltung gewesen, in die der Polizist barsch eingeflochten habe, der Empfang sei ganz schlecht und der Mann, der Mutmaßliche, möge sich doch einige Meter bewegen, damit man ihn besser verstehen könne. Das habe dieser anscheinend ohne viel nachzudenken getan. Und dann habe er, der Polizist, die Schwester rübergeschickt, bis zum Brückenkopf, wohin der Mann sich habe dirigieren lassen, bis ihm der Polizist einen wirklich guten Empfang bestätigen konnte.
Walter hörte dem Beamten zu.
Der mit dem Handy, er spricht in einen Hörer, der keiner ist, weil das Gerät als Ganzes in <seiner> der Hand ihm liegt, spricht er also in ein Handplastik, schwitzt es vermutlich an, wie er so in der Höhe steht. <Vermutlich> Wahrscheinlich hat er Angst, dass es ihm <hinunterfallen> runterfallen könnte, wo es dann <in dem> im Gewässer<e> mit Gewissheit untergehen würde. Walter sitzt in seinem Lehnstuhl vor seinem <Alkohol> Wein und wartet <vermutlich> auf seine Funken, <die elektrisch zwischen Gegenpolen entstehen,> derweilen eben der Bemutmaßte schwitzt, an Leib und Händen, an den Füßen, rinnt es, und über der <daraus folgenden> so herben Rutschigkeit seiner Hand, in der <immer noch> das Handy liegt, in weiteres Schwitzen gerät.
Der Mutmaßliche wie auch Walter wissen, wie sich das verhält mit Strom und der Feuchtigkeit<,>. wenn also das Handy zum Gewässer kommt, aber Walter in seinem Lehnstuhl wartet immer noch auf die Funken, <derweil er sich seinerseits befeuchtet mit> feucht von RieslingWelsch. >>Es mutmaßte die Stimme im Hörer, der umfeuchteter Plastikgriff ist vermutlich immer noch und mehr, weiterhin die Fallhöhe.<< (kapier ich leider nicht.)
>>Walter raugreierte in sein sein Weinglas.<< (kapier ich auch nicht.) Der vermeintlich Vermutliche kratzte sich mittlerweile am Kopf und musste entsetzt feststellen, dass er verdammt schnell an seiner Kopfhaut ankommt, so beim Kratzen. Dieses verdammte Fönen. Er kommt ins Gegrüble, was zur Folge hat, dass er wieder kratzt - an seinem Kopf, und da kreisen die Gedanken also herum und herum, als ihn Handystimme aufschreckt. Haarwasser, ich brauch unbedingt Haarwasser, er schaut auf, überblickt mit einem Schlag die Lage und fügt hinzu: Sonst spring ich.
[(fulminantes finale) "Nichtübereinstimmungssatz"]
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Es müssen schon sein

Von
Andrea Heinisch-Glück

ShortCut #10A

Es müssen schon sein

die Straszen von, wo Schüsse knallen über die gegenüberliegende
Fallmauer und Lianen als Eisenstricke verkleidet herunterhängen und bergauf und bergab fest
zusammenhalten.

Auf dem Geländer balanciert ein Doktorhut und Polizisten säumen in trefflichem Blau
den Campus.

James serviert Champagner. Zum Einstand tropfen die Perlen eine nach der anderen
von eines Doktors Stirn, der sie hebt, was ihm steht, und anstehen Schlangen von
Wartenden mit dem langen Blick auf das zukünftige Ereignis, das stattzufinden hat,

stattgefunden schon haben wird müssen.
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