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(Cabrios, Automobil, Verkehr)

• Feature: Kopf im Wind (Cabrios)

Spätestens seit dem Mazda MX5 von 1989 sind offene Zweisitzer nicht mehr Kult, sondern Trend. (An den etwa gleich alten BMW Z1 erinnert sich kaum noch jemand.) Zu den prägenden Vorläufern des Booms gehört natürlich auch der Alfa Romeo Spider, den es nun seit 1966 in sechster Generation gibt. Der Japaner, andernorts auch als „Miata“ vermarktet, markiert quasi einen Wendepunkt. Davor waren englische und italienische Roadster eher exklusive Erscheinungen und große Cabrios überwiegend ein Ausdruck von sattem Einkommen.

Ich bleibe hier lieber volkstümlich. Der Bestseller Mazda ist ein Echo des spröden Lotus Elan und des populären Triumph Spitfire, die beide nicht gerade als komfortabel gelten. Neuerdings ist „Everybody’s Darling“ auch mit ein- und ausfahrbarem Stahldach zu haben, steht also auch auf dem noch recht frischen Segment der „Cabrio-Coupés“. Diese „Faltschachteln“ bieten heute Zwei- und Viersitzer, wobei die großen Exemplare ziemlich weit nach hinten gezogene Rahmen der Windschutzscheiben verpaßt bekommen, um ausreichend verwindungssteif zu sein. Da kriegt man am Steuer kaum noch Wind in die Haare.

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Ein „richtiges“ Cabriolet aus österreichischer Produktion: Der Steyr 120 Super.
(Dahinter blitzt zufällig ein Triumph Spitfire durch.)

Auf salopp ruft man also die offenen Zweisitzer heute meist „Roadster“, den Ausdruck Cabriolet wird man eher auf Viersitzer angewandt finden. Diese haben ihre markanten Vorläufer meist im hohen Preissegment, sind also im Ursprung weniger volksnah. Das hat sich freilich längst geändert. Mit zunehmender Wetter- und Winterfestigkeit werden Cabrios in allen Preisklassen nachgefragt. VW Golf, BMW und Audi, Opel, Ford, Suzuki etc. etc. sorgen für Viersitzer nach Leistbarkeit. Nobelhobel und Supersportler garantieren, daß auch sehr reiche Leute ihr Geld anbringen können.

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Österreichische "Renn-Semmel" als Cabrio:  Steyr-Puch TR 650.

Abschließend sei daran erinnert, daß im Suchen nach mondänen Posen heute zwei ebenso legendäre wie (einst) preiswerte „Cabriolet-Limousinen“ gerne aus den Augen verloren werden. Der Citroen 2CV und das vom Fiat nuova 500 abstammende „Puch-Schammerl“ hatten Rollverdecke bis runter auf den Hintern. [zurück]

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23•07