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Durch die Nacht |
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Von ShortCut #1 ShortCut #1A
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Marianne war nicht in der Lage, ihren Kopf wie gewohnt zu
bewegen. Ihr Nacken schmerzte. Sie rollte die Augen, um so viel zu sehen, wie in ihrer
Lage möglich blieb, drängte den Blick schwer atmend an die Ränder ihres Gesichtsfeldes.
Der Raum war völlig kahl, beunruhigend leer, auf merkwürdige Art beleuchtet. Blau und
Orange mit verblüffend scharfen Konturen an den Rändern der Farbzonen. Alles um sie mußte ursprünglich weiß sein, dachte Marianne, da es so vollkommen die Farben des Lichts angenommen hatte. Schmerzendes Licht, dessen Quellen sie nicht ausmachen konnte. Die Stille empfand sie besorgniserregend. Das Atmen war so mühsam als wäre sie unter Wasser gedrückt worden. Ihr Leib schien ein Vielfaches zu wiegen, ihre Arme und Beine - wie geschunden -, waren so kalt, daß Marianne staunte, nackt daliegen zu müssen. Warum? Eine Decke sollte doch selbstverständlich sein. Nichts dergleichen. Sie versuchte nach ihrem Mund zu greifen. Es war als ob sie vergessen hätte, wie man dem Arm, der Hand befiehlt; genauer noch: wie man will. Marianne bekam Angst. Angst, die ihren Körper noch schwerer machte. Sie lag da wie gekreuzigt und der Nagel, ein einziger bloß, war in ihren Mund, in den Rachen geschlagen, durch den Nacken. Keine Erklärung. Sie dachte an Wilfried und daß er ihr all die zwei Jahre, seit er gestorben war, schmerzlich gefehlt hatte. Er würde doch hier sein, um sie zu trösten. Um ihr zu sagen, was mit ihr geschah. Sie war so ratlos. Frierend und verängstigt begann sie um Wilfried zu weinen. Währenddessen unterhielt sich der Oberarzt mit der Anästhesistin. "Bei der Intubation bin ich mir vorgekommen wie ein Idiot. Ein Anfänger. Weiß der Himmel, was los war. Am liebsten hätte ich ihr den Tubus mit einem Hammer hineingeschlagen." "Das hättest du dir sparen können", erwiderte die Anästhesistin. "Würde mich sehr wundern, wenn sie durch die Nacht kommt." [10/98]
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O. W. | ||
Von
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[24/98] |
o.w. | |||
Von |
fischer war sein name. und alle frauen
himmelten ihn an. alle? nein! nein! nicht alle, aber doch ein paar. otto willhelm und
sorgt heute noch fuer schlagzeilen, indem er juengeren damen aufs knie greift. [24/98]
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Marianne war nicht in der Lage, ihren Kopf wie gewohnt zu bewegen. |
Von
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Das musste es sein, das musste die Ursache dafür sein,
dass das Bild vor ihr stillzustehen schien, (und/oder) als ob ihr Kopf, einmal
eingerichtet auf den Anblick, sich nicht mehr zu bewegen gedachte: Es war überall. Von
ganz links bis ganz rechts war alles so grün, dass nur noch dieses Grün wie zum
Angreifen da war um sie, und was da (ganz sicher) sein mochte, war blosz schemenhaft, und
wenn auch noch so pedantisch (Blatt für Blatt, Zeile für Zeile - der Natur nach), so
doch nachträglich eingezeichnet. Marianne war sich sicher, dass sie ihren Kopf drehte, sie tat das, das sie ihr ganzes Leben lang getan hatte: sie wendete ihn nach links und nach rechts. Ihr Nacken schien jedoch fühllos geworden zu sein. Sie spürte nichts, keine Veränderung. [11/98] |