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Ohne Ausgang |
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Von ShortCut #5 |
Fangio steckte in Schwierigkeiten. Seit jeher, könnte man
sagen. Quasi seit seiner Geburt. Doch das war ihm erst später aufgefallen. Dabei hatte
sein Vater, ein tapferer und fleißiger Immigrant, sich redlich bemüht, einen guten
Amerikaner aus ihm zu machen. Mama natürlich auch. Aber für das Amerikanersein war
hauptsächlich Papa zuständig. Fangio bemühte sich, ein guter Amerikaner zu sein. Doch
die guten Amerikaner bemühten sich nicht um Fangio. Man könnte es so sagen: Ihm dämmerte seine Neigung in Schwierigkeiten zu stecken, als er begriff, daß es keinen guten Amerikaner gab, der seinen Namen richtig aussprechen konnte ... oder wollte. Wer mochte schon begreifen, daß Andrea ein Männername ist? In Italien. "Oh, Papa! Mußte das sein?" Andrea. Und: Fangio. Das war aussichtslos. Schon in der Schule empfand er das deprimierend. Dauernd Widerstände, einfach durch seinen Namen ausgelöst. Dabei kam niemand an ihn heran, wenn es darum ging, "Star spangled Banner" zu singen. Aber das waren noch lächerliche Schwierigkeiten im Vergleich zu jenen, die augenblicklich an seinen Fersen hingen. Zwei Schwierigkeiten. Keine unter hundert Kilo schwer und in maßgeschneiderten Anzügen, die ihren derben Gesichtern zu spotten schienen. Ohja. Schwierigkeiten können Gesichter haben. Derbe. Fangio hatte sich, wie es heißt, bei den falschen Leuten Geld geborgt. Er war in Verzug gekommen. Die an seinen Fersen hängenden Schwierigkeiten trachteten nun, ihm einige Fingergelenke zu brechen. Zur Erinnerung. Nur zur Erinnerung. Fangio war schon etwas außer Atem, rot im Gesicht, schob sich
schwitzend um eine Ecke und eilte durch das schmutzige Glasportal eines kleinen Cafés. |