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Rauch |
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Von ShortCut #6 |
Das Sofa roch nach alten Socken, die Tischdecke nach einem
Abendessen im Retourgang und der kleine Teppich - ein Knochenbrecher; auch wenn man ihm
das nicht ansah. Aber in Verbindung mit dem dick versiegelten Bretterboden war dieses
erbärmliche Fetzchen Orientkopie von erlesener Tücke. Und zwar für jeden, der nicht
mehr ganz nüchtern war. Also für alle, die diese Hütte momentan belebten. In den Furchen des Flachlandes war es so kalt, wie man sich die Kälte von Sibirien vorstellen mag. Zigaretten und Alkohol als wichtigstes Überlebensmittel. Aber das hat nichts mit dieser Hütte zu tun, in frostklirrender Finsternis, im Flachland, auf Furchen gesetzt, von Furchen umgeben: brüchige Erde, Eis im Boden. Der Atem gefror im Gesicht, sobald man rausging. Drum blieben sie lieber drinnen. Solange ihre in die Jahre gekommene Konstitution hielt. Und: solange die Zigaretten reichten. Denn so schlau waren sie eben nicht gewesen, ausreichend versorgt zu sein. Und da keiner in der Finsternis halbwegs geradeaus sah, da sich keiner von ihnen einen weiteren Führerscheinentzug leisten konnte, hieß es, zum nächsten Wirt zu Fuß zu gehen. Mindestens für einen von ihnen. Weil aber Kälte und Rausch und Finsternis einen Menschen töten können, hatten die Männer beschlossen, so wach waren sie, in Gemeinschaft aufzubrechen. Nicht alle. Jene, deren Bedürfnis zu rauchen größer war als die Sorge zu frieren. Zwei von ihnen blieben zurück, um den Ofen glühen zu sehen. Willi, der mit seinen Gedanken oft in Amerika war - "Touch down in the Land of the Delta Blues ..." - obwohl er diesen Kontinent noch nie betreten hatte. Und Peter, der meist in Amerika lebte, aber manchmal Südosteuropa durchstreifte, um alte Juden und Zigeuner zu treffen und ihre Lieder zu lernen. Hier waren sie beide auf unbestimmtem Boden gestrandet und führten eine theologische Debatte - der halbseidene Christ und der Herzensjude -, während ihre Kompadres eine Alaska-Party abzogen, wie Sonny das nannte. Sonny, der den etwa halbstündigen Fußweg ins Dorf am besten kannte, wie auch das Wirtshaus, in dem zu fast jeder Tages- und Nachtzeit Wohltaten zu erlangen waren. Sonny nannte alles, was einen der Kälte aussetzte, eine Alaska-Party. Willi und Peter hatten sich in das Problem vertieft, das Judas aufwarf, wenn man die Evangelien durchging. "Es ist mir nicht besonders wichtig", lallte Willi, "aber ich würde, wenn ich an Judas denke, zu gerne wissen: warum?" Er rieb sich die Augen. "Und deshalb mißtraue ich der Schrift", seufzte Willi. "Ich erfahre nicht, warum er es getan hat. Die Silberlinge erklären es nicht." Die Alaska-Party hätte nur die Zeit des Hin- und Rückweges dauern sollen, jene Zeit, die einem der Atem an der Gesichtshaut anfror. Aber der Wirt war gut gelaunt, die Wirtin hatte die meiste Arbeit, so blieben die Musiker hängen. Als sie in den Morgenstunden aus dem Dorf zurückkamen, Willi und Peter hatten inzwischen das knifflige Verhältnis zwischen Jesus und Kaiphas ausgeleuchtet, ausgelotet, als es so um vier Uhr früh sein mochte, waren die Streuner vom Heimweg gezeichnet aber gut gelaunt. "What the Hell are you still messin´round!" sagte Walt, heillos erstaunt, Willi und Peter immer noch am Tisch sitzen zu sehen. "We´re talking ´bout the dying of Jesus", erwiderte Willi freundlich in seinem allerbesten Englisch, welches so gründlich steirisch gefärbt sein mochte, daß Walt statt Jesus Cheeses verstand. In seinem besten Deutsch sagte er: "Oh verdammt. Ich wußte nicht, daß Käse stirbt. Dachte immer, er stinkt bloß." Dabei nahm er den Rucksack von der Schulter und begann auszupacken. Zigaretten, Fleisch, Wein ... und in der Wärme bildete sich eine Lacke um seine Schuhe, leuchtete sein schmales Gesicht. [15/98]
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smoke ... | |||
Von |
gets in your eyes. oder auch on the water.
oder bin ich hier im falschen film. meine verbindungen sind nicht alltaeglich und wo
fuehrt das noch hin? auf die autobahn. auf die autobahn! attention drivers! on the A 2
heading to graz near gleisdorf junction you will find a v@n. irrlichter im netz. das
blinkende gedudel reizt die augen. [25/98]
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